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INTERVIEW MIT FLURINA MEIER

««Man muss Leidenschaft herausschmecken!»»

Flurina Meier und ihr Küchenteam sorgen am Fläcke Openair für den kulinarischen Wow-Effekt im Wald. Die Gastronomin zum Geheimnis guter Küche und der Frage, weshalb wir in gewissen Dingen wie Meerschweinchen funktionieren.

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Du kochst verflixt gut, Flurina.
Danke. Was verschafft mir die Ehre dieses Kompliments?


Das Essen am letzten Fläckeopenair war so lecker, dass es während des Festivals ausging.
Das ist mir jetzt noch unangenehm, denn ich war der Küchenchef und wer bei mir Gast ist, bekommt eigentlich immer genug zu essen (lacht). Wir haben einfach nicht damit gerechnet, dass jeder Gast sich bei uns verpflegt. Das war uns natürlich eine Lehre. Wir haben am Freitagabend um 21 Uhr für den Samstag ein zweites Küchenteam zusammengestellt, Lebensmittel bestellt und am Samstag morgen zusätzliche 200 Portionen gekocht.


Cool reagiert!
Schon, hat dann leider auch wieder nicht gereicht. Der einzig positive Effekt: Wir konnten Foodwaste vermeiden


Und dieses Jahr?
Gibt es einfach noch mehr Essen.

Die Umstände mitten im Wald für «Haute Cuisine» sind, logisch, nicht die einfachsten. Worauf achtest du, dass die Leute während des Essens zueinander sagen: «Wow, ist das gut!»
Ach, draussen in der Natur grosse Mengen zu kochen ist nur Übungssache. Es braucht halt mehr Ausdauer, um 100 Portionen zuzubereiten statt vier. Man ist da ziemlich lange am rüsten, anbraten, kochen. Übrigens arbeiten wir mit Gas, das kann man punktgenau
regulieren, mit Feuer ist das schwieriger.


Okay, man braucht länger. Aber du hast die Frage noch nicht zu Ende beantwortet.
Wirklich? Gut. Neben absolut frischen, qualitativ guten Zutaten und einer grossen Auswahl an Gewürzen braucht es viel Leidenschaft. Und diese Leidenschaft muss man herausschmecken. Das heisst, ich muss beim Kochen ständig probieren, bis das Zusammenspiel von salzig, würzig und süss funktioniert.

Das ist dein Geheimnis?
Nein, so sollte man immer kochen. Für sich, für die Gäste und auch aus Respekt zu den besten Lebensmitteln. Aber vielleicht ist in meinem Fall das Geheimnis, dass ich immer auch darauf achte, dass eine leichte Säure mitschwingt. Das macht es dann perfekt.

Lebensmittel beziehen wir von Bauern, Bäckern und Metzgern in der Region. Genau so die Getränke. 

«In der Region, für die Region.» Ein Slogan, der auch für das Kulinarische am Fläckeopenair gilt?
Auf jeden Fall. Lebensmittel beziehen wir von Bauern, Bäckern und Metzgern in der Region. Genau so die Getränke. Nur was wir bei ihnen nicht finden, wird im Supermarkt gekauft.

 

Okay, konkret: Auf welche Köstlichkeiten dürfen wir uns denn freuen?
Ich will noch nichts verraten, aber alle werden auf ihre Kosten kommen: Fleischtiger, Vegis und Veganer. Dieses Jahr bieten wir zudem ein Frühstück an für alle, die auf dem Laubberg campieren.


Du bist auch verantwortlich für die Bar: Hand aufs Herz, geht es dabei nicht nur darum, möglichst viel Umsatz zu machen?
Hm. Natürlich hilft der Verkauf von Getränken, das Festival mitzufinanzieren. Aber auch an der Bar versuchen wir, für alle etwas anzubieten. Wir schenken nicht etwa den günstigsten Wein aus, um möglichst viel zu daran verdienen. Viel lieber wollen wir wirklich guten Wein verkaufen, so dass die Gäste auch gern ein zweites Glas holen. Speziell die Bierliebhaber dürfen sich zudem über ein paar Specials aus der Region freuen.

Das Food and Beverage Management ist eine Riesenbüez und vom Festival selber hast dann du gar nicht so viel. Sorry, aber warum machst du das alles?
Leidenschaft! Die Gastronomie ist nicht nur mein Beruf, sondern auch meine Passion. Andere laden zum Geburtstag ihre Freunde auf einen Drink oder ins Restaurant ein, ich hingegen bewirte an meinem Geburtstag am liebsten 20 Gäste bei mir zu Hause mit einem kreativen
4-Gang Menü, stehe zuvor Stunden in der Küche und springe dann den ganzen Abend herum. Das Verrückte ist: Es macht mich glücklich! Genauso ist es beim Fläckeopenair. Andere mit feinem Essen und guten Getränk zu beglücken, macht mich zufrieden.


Flurina, letzte Frage: Warum läuft uns allen nach der Lektüre dieses Interviews das Wasser im Mund zusammen?
Wir hielten früher Meerschweinchen. Für sie taten wir die Rüstabfälle in ein «Raschelsäckli». Wenn du mit dem Säckli geraschelt hast, begannen die Tiere sofort zu quietschen Ein Geruch, ein Gedanke oder ein Bild ruft bei uns eine Erinnerung hervor und löst den Speichelfluss im Mund aus.


Sind wir also alle Meerschweinchen?
Nein. Ihr seid alle unsere Gäste, so hoffe ich, an diesem ersten Augustwochenende auf dem Laubberg in Rietheim.

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